Aufnahme von Exulanten
Nach Georg IV. wechselte die Regentschaft 1627 wieder in die ältere Ortenburger Linie zu Heinrichs VII. Sohn, Graf Friedrich Casimir. Mehr den schönen Künsten als den Regierungsgeschäften und der notwendigen Sparsamkeit zugetan, trug er wenig zur Konsolidierung seines Erbes bei. Seine Besitzungen brachte er als Maler zu Papier, wovon 40 Aquarelle noch sehr gut erhalten sind. Für heimatgeschichtlich interessierte sind sie eine Rarität und wahre Fundgrube. Graf Casimir wird auch der Entwurf der großartigen Holzkassettendecke im jetzigen Festsaal auf Schloss Ortenburg zugeschrieben. Ausgeführt soll sie nach neuesten Forschungen die Augsburger Werkstätte des Meisters Wendel Dietrich haben. Als Kaiser Ferdinand II. von Österreich 1624 und 1625 die Ausweisung der Protestanten aus seinem Land verfügte, war Ortenburg der nächstgelegene Zufluchtsort. Graf Casimir gewährte ihnen Asyl. Da auf Dauer für die vielen Obdachlosen keine entsprechenden Wohnungen zur Verfügung standen, überlies er ihnen Waldgrund und Boden auf dem sie sich schließlich ansiedeln konnten. So entstanden die nahe bei Ortenburg liegenden Orte Vorder- und Hinterhainberg. Zu seinem Tod 1658 schrieb ein guter Freund in einem Nachruf: “Er lebte unbeweibt, baute Häuser und wusste nicht den Wert des Geldes zu würdigen“. Damit ist sein Lebensinhalt umfassend charakterisiert. Auf Graf Casimir folgte 1658 sein Vetter, Graf Georg Reinhard, dessen Nachfolger 1666 sein jüngerer Bruder Graf Christian wurde. Dieser vollendete bis 1675 den Wiederaufbau der Alt-Ortenburg mit weitgehender Umgestaltung zum Schloss. Von den drei Ortenburger Linien dieser Generation überlebte als einzige die des Grafen Georg Reinhard, dessen Sohn Georg Philipp 1684 die Regierung übernahm. Unter ihm wurden seit vielen Generationen erstmals wieder alle Ortenburger Besitzungen, sowohl die grafschaftlichen wie auch der aussergrafschaftliche Streubesitz an Gütern und Lehen in einer Hand vereint. Seither gab es keine Erbteilung und Aufsplitterung des Ortenburgischen Besitzes mehr.