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Von den Anfängen der Grafen zu Ortenburg

Dass die Reichsgrafschaft Ortenburg und ihr gleichnamiges Geschlecht im Verlauf ihrer fast neunhundertjährigen Geschichte für Bayern, insbesondere für die Wittelsbacher, und im 16. Jahrhundert für die Reformation in Niederbayern große Bedeutung hatte, dürfte manchen Leser überraschen. Der geschichtlich fassbare Urahn des Ortenburger Geschlechts, Graf Siegfried, wurde auf der Burg Spanheim bei Bad Kreuznach in Rheinfranken geboren. Im Zuge der gegen Herzog Adalbero von Kärnten gerichteten Politik Kaiser Konrads II. kam er um 1035 als dessen Vertrauter in den Südosten des Reiches. Durch seine Heirat mit Richgard, der aus vornehmsten Adel stammenden Erbtochter des zur Sippe der Sighartinger gehörenden Grafen Engelbert, dieser war Graf im Inn-, Nori- und Pustertal sowie Vogt der Hochstifte Brixen und Salzburg, kam er zu ausgedehnten Besitz, vor allem in Unterkärnten und angrenzenden Gebieten, aber auch im östlichen Oberbayern. Graf Siegfried war 1045 Markgraf der neuen, nur kurzzeitig bestehenden Mark an der ungarischen Grenze im heutigen Niederösterreich. 1048 finden wir ihn als Gaugraf im Pustertal. Er starb 1065 auf einer Wallfahrt ins Heilige Land. Sein ältester Sohn, Graf Engelbert I. der in einer Urkunde ausdrücklich Graf von Spanheim und als Graf im Kraichgau (Landschaft zwischen Schwarzwald und Odenwald) bezeichnet wird, war wie sein Vater und Großvater Graf im Pustertal. Durch seine Heirat mit einer Hadwig kam er zu weiteren, in Friaul liegenden Besitzungen. In der Burg seiner Mutter im Lavanttal, im heutigen St. Paul, richtete er ein Kloster mit einem Konvent aus dem Benediktiner-Reformkloster Hirsau ein, in das er 1096 kurz vor seinem Tod sogar selbst eintrat.